Möge die Macht mit dir sein.

Oder doch nicht? Ich habe kürzlich gelesen, dass Macht erforderlich sei, um wirklich etwas zu bewegen. Ist das wirklich so?

Im Kontext von Führung in Unternehmen finde ich den Begriff "Macht" allerdings problematisch. Für mich drückt er ein Ungleichgewicht aus, in dem weniger mächtige Personen meiner Macht nicht entkommen können und sich meinen Wünschen fügen müssen. Es handelt sich also um den klassischen Einsatz von Druck aus einer überlegenen Position heraus, um meine Ziele zu erreichen.

Diese Form von Macht ist kein idealer Nährboden für Loyalität und Vertrauen. Doch wenn Menschen mir freiwillig folgen und sich meiner Sache anschließen, weil ich sie überzeugt und inspiriert habe, übe ich Einfluss aus und bin als Führungskraft maximal wirksam. Leadership besteht dann darin, Menschen zu führen, die die Wahl haben ob sie mit folgen oder nicht.

Und wenn ich das Vertrauen und die Loyalität von Mitarbeitenden gewonnen habe, habe ich auch eine Form von Macht. Denn dieses Vertrauen ermächtigt mich möglicherweise dazu, Dinge zu verlangen, die meine Mitarbeitenden nicht unbedingt gutheißen, aber ihr Vertrauen in mich motiviert sie, mir dennoch zu folgen.

Kontrolle über viele oder sehr wichtige Ressourcen ist ebenfalls eine Form von Macht, die auf Abhängigkeit beruht. Wir wissen, dass Menschen mit großem Vermögen auch großen Einfluss und Macht haben. Doch auch unter diesen Mächtigen gibt es welche, denen wir gerne und freiwillig folgen, aber das scheint eher die Ausnahme.

Es bleibt die Frage: Ist Macht eine Notwendigkeit, um Dinge zu verändern und zu bewegen? Ich glaube nein, denn wenn ich Menschen wie Greta, Gandhi oder Einstein betrachte, haben sie alle etwas bewegt ohne initiale Macht, sondern in dem sie Menschen inspiriert haben, an die gleiche Sache zu glauben wie sie. Die Menschen, die ihnen folgen, haben ihnen Macht und Einfluss verliehen. Natürlich ist es leichter, mit gegebener Macht Veränderungen zu erzwingen, ob zum Guten oder zum Schlechten, aber notwendig ist diese nicht.

Notwendig und wünschenswert ist es jedoch, dass jeder, der Macht über andere in einem System hat, diese mit entsprechender Verantwortung einsetzt. Es ist kein Zufall, dass wir in demokratischen Systemen die Macht auf möglichst viele Schultern verteilen. In Unternehmen ist Demokratie allerdings selten, und Machtgefälle sind an der Tagesordnung. Doch einige Unternehmen arbeiten zunehmend an und in zellulären, selbstorganisierten Einheiten mit Führungsetagen, die sich trauen Macht abzugeben und über die gesamten Organisation zu verteilen.

Möge die Macht mit dir sein.